Fehlbildungen und Fehlstellungen von Wirbelsäule, Armen und Beinen führen bei vielen Kindern in Eritrea unbehandelt zu dauerhaften Behinderungen mit Verlust der Mobilität und Erwerbsfähigkeit. Eine kinderorthopädische Grundversorgung existiert in Eritrea nicht, weder eine ärztliche kinderorthopädische Ausbildung noch eine strukturierte Physiotherapie oder orthopädietechnische Versorgung sind vorhanden. Dabei sind der Großteil der kinderorthopädischen Erkrankungen – rechtzeitig diagnostiziert – konservativ gut und wenig aufwendig therapierbar.
Im Orotta-Hospital in Asmara soll im Frühjahr 2025 das POCA (Pediatric Orthopedic Centre of Asmara) entstehen: eine Anlaufstelle für Kinder mit Behinderungen jeglicher Art. Gerade auch Kinder mit körperlich-geistigen Einschränkungen sollen dort in Zusammenarbeit mit dem Projekt Sozialpädiatrie aufgenommen, erfasst und der notwendigen interdisziplinären Behandlung zugeführt werden.
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Das Behandlungskonzept des „Projektes Kinderorthopädie” ist mehrdimensional aufgestellt:
1. Orthopädische Chirurgie
Notwendige Operationen zur Korrektur von Achsfehlstellungen, Sehnenverkürzungen oder auch Stabilisierungen erfolgen durch spezialisierte kinderorthopädische Teams im Halibet Hospital. Die dafür oft wichtige Nachbehandlung mit Physiotherapie und Orthopädietechnik ist über das POCA wiederum abgedeckt und soll so den Erfolg der Operation auch nach Abreise des OP-Teams gewährleisten.
2. Klumpfußbehandlung
Ein Teilgebiet der Kinderorthopädie ist Behandlung des Klumpfußes. Diese Fußfehlstellung kann im Säuglingsalter durch ein gezieltes Therapiekonzept (Ponseti) bestehend aus einer kleinen Sehnendurchtrennung und einer speziellen Gipstechnik erfolgreich behandelt werden und sichert die Gehfähigkeit des Kindes. Seit 2005 besteht eine von Projektleiterin Dr. Katja von dem Busche initiierte Klumpfuß-Sprechstunde, wodurch bereits zahlreiche Kinder erfolgreich laufen gelernt haben. Das Projekt profitiert von der direkten Nähe zur Physiotherapie und Orthopädietechnik.
3. Physiotherapie
Wichtig ist die Zusammenstellung eines Physiotherapieteams am POCA, welches durch gezielte Anleitung der ARCHEMED-Physiotherapeuten zu selbständigen Behandlungsmaßnahmen befähigt wird und gleichzeitig auch die betroffenen Eltern schult und begleitet. Gerade bei den geistig behinderten Kindern ist hier die Zusammenarbeit mit dem Team Sozialpädiatrie und dem eritreischen Verein NAIDDE von unschätzbarem Vorteil für die gute Versorgung dieser Patientengruppe.
4. Orthopädietechnik
Die orthopädietechnische Versorgung der Kinder mit stabilisierenden oder korrigierenden Hilfsmitteln ist ein wichtiger Baustein im kinderorthopädischen Versorgungskonzept. Dazu erfolgt in einer kleinen Werkstatt im POCA die Hilfsmittelversorgung wie auch Schulung der eritreischen Orthopädietechniker. Oft kann schon mit wenig Aufwand an der richtigen Stelle eine Fehlentwicklung korrigiert und eine spätere lebenslange Behinderung vermieden werden.
Projektleitung
Bereich Kinderorthopädie: Christoph Schräder, Orthopäde, Bad Sassendorf
Bereich Klumpfußbehandlung: Dr. Katja von dem Busche, Kinderchirurgin, Berlin