In der Provinzstadt Mendefera mit einem Einzugsbereich von ca. 1 Million Einwohnern wurde 2006 – finanziert von der „Worldbank“ – eine neue Klinik gebaut. Zum Projektstart fehlte jegliche Möglichkeit einer intensivmedizinischen Versorgung von kranken Neugeborenen und Frühgeborenen sowie von größeren Kindern. Die Sterblichkeit war dementsprechend sehr hoch. Auch daraus resultierend erfolgen dort nur 30 % der Geburten, die meisten Frauen gebären daheim.
Seit 2011 reisen Oldenburger Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Hebammen und weiteren Helfern zweimal im Jahr nach Mendefera, um gemeinsam mit den Eritreern Schritt für Schritt eine Station für kranke Neugeborene bzw. Frühgeborene (Neonatal Intensive Care Unit – „NICU“) und eine einfache Kinderintensivstation (Paediatric Intensive Care Unit – „PICU“) aufzubauen. Gleichzeitig wird die vorhandene Geburtshilfe unterstützt.
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In vielen Einsätzen hat ARCHEMED drei Intensiv-Patientenzimmer, einen Lagerraum und zwei Geburtszimmer eingerichtet und mit medizinischem Material ausgestattet, außerdem die Versorgung mit Strom und Wasser deutlich verbessert. Im Fokus der Missionen steht aber die Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen. So sind im Bereich der Neonatologie und Pädiatrie Infusionstherapie, Wärmetherapie, Ernährung, Hygiene, Reanimation von Neugeborenen und kontinuierliche Überwachung der Kinder wichtige Themen unserer Schulungen. Zentrale Themen in der Geburtshilfe sind die Überwachung von Gebärender und Fetus, das frühzeitige Erkennen von Regelwidrigkeiten und Pathologien, Hygiene sowie eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit der NICU. Ein weiteres Tätigkeitsfeld des Oldenburger Teams liegt in den Schulungen der Mitarbeitenden in den regionalen Gesundheitszentren der Region Debub.
Die Möglichkeit, in der Klinik Hilfe zu erhalten, hat sich herumgesprochen: immer mehr Mütter und Patienten aus der ganzen Region und aus benachbarten kleineren Kliniken kommen nach Mendefera. Inzwischen sind die NICU mit ca. 300 Patienten pro Jahr und die PICU mit über 100 Patienten pro Jahr gut ausgelastet.
Das ursprüngliche Projektziel, die Versorgung von Neu- und Frühgeborenen entscheidend zu verbessern, ist vorerst erreicht. Längerfristiges Ziel des Projekts ist die Schaffung eines funktionierenden, von der Bevölkerung gut angenommenen Perinatalzentrums, d. h. einer Versorgungseinheit, die fachkundige Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin unter einem Dach vereint (s. Perinatalzentrum Keren). Die Projektarbeit in Mendefera wird deshalb mit geburtshilflichem Schwerpunkt weitergeführt. Dazu müssen insbesondere die Räumlichkeiten, die medizinische Ausstattung, die Ausbildung des Personals und die Zusammenarbeit mit der NICU im Sinne der Perinatologie weiter verbessert werden.
Projektleitung
Bereich Neonatologie: Mechthild Schulze Becking, Neonatologin, Oldenburg
Bereich Geburtshilfe: Prof. Dr. Oda von Rahden, Hebammenwissenschaftlerin, Oldenburg
Organisation: Stefan Brückner, Dipl.-Ing., Oldenburg