Angeborene Fehlbildungen des Harn- und Genitaltraktes, Nierensteinleiden, Blasenerkrankungen, fehlangelegte Hoden oder Fehlbildungen des Penis sind die Hauptaufgaben des kinderurologischen Teams. Zweimal jährlich reist das ARCHEMED-Team nach Asmara, im Schnitt werden pro Einsatz fast 200 Kinder untersucht und mehr als 40 operiert.
In den Einsätzen klären die Kinderurologen zu Beginn ihrer Einsätze ab, ob ein Kind konservativ oder operativ zu behandeln ist. Vor allem werden die Eingriffe durchgeführt, die bis dato in Ermangelung von spezialisierten Fachärzten nicht möglich waren. Viele Kinder haben z. B. Probleme mit dem Harnhalten, das geht bis zum ungehinderten Harnverlust durch eine offenliegende Blase bei Kindern. Diese nassen und äußerst unangenehm riechenden Kinder haben keine Zukunft in Eritrea, denn wer „stinkt“, ist vom Schulbesuch ausgeschlossen. Das bedeutet in der Folge, keine Chance in der Weiterbildung zu haben, kein normales Sozial- und Beziehungsleben führen zu können — ein Dahinvegetieren am Rande der Gesellschaft ist vorprogrammiert.
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Ziel ist es, zwischen unmittelbarer Machbarkeit und langfristiger Projektierung zu unterscheiden. Wesentlich vor Ort ist die Ausbildung der einheimischen chirurgisch tätigen Ärzte, des OP-Pflegepersonals (Anästhesietechniken, OP-Assistenz) und die Schulung des Personals und der Eltern auf der Kinderstation zur Verbesserung der postoperativen Pflege (Hygiene, Wundpflege, Verbände). Exakte EDV-Dokumentation (dazu wurde ein eigenes Programm für Operationen, Verlauf, Nachversorgung und Logistik entwickelt) liefert die Daten für Einsatzplanung und Ergebniskontrolle. Ende 2015 hat ARCHEMED einen gespendeten Lithotripter („Steinmaschine“) nach Asmara gebracht. Mit ihm können mit Hilfe von Stoßwellen sämtliche Steine des Urogenitaltraktes – sie kommen in Eritrea verhältnismäßig häufig vor – zertrümmert und damit entfernt werden. Bis jetzt konnten etwa 230 Kinder erfolgreich damit behandelt und von ihren Harn‑, Nieren- und Blasensteinen befreit werden. Der Lithotripter soll später auch von den einheimischen Fachleuten genutzt werden.
Projektleitung
Dr. Regina Stredele, Kinderurologin, München