Keren ist die zweitgrößte Stadt Eritreas und liegt ca. 80 km von der Hauptstadt Asmara entfernt in der Provinz Anseba. Schon 2010 hat ARCHEMED im dortigen Referenzhospital beim Aufbau einer kleinen neonatologischen Versorgungseinheit mitgeholfen und begleitet dieses Projekt seitdem durch die Ausbildung von Pflegekräften und Ärzten sowie die Verbesserung der Infrastruktur wie z. B. die Versorgung mit Strom und Wasser.
Parallel dazu wurden Pläne entwickelt, die Versorgung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen zusammen mit der Geburtshilfe unter einem Dach zu zusammenzuschließen. Die Idee eines „Perinatologiezentrums“ war geboren. 2012 legte die eritreische Gesundheitsministerin selbst den Grundstein für den Neubau einer großen Mutter-Kinder-Klinik, die nach mehr als 12 Jahren Bauzeit im Dezember 2022 endlich an die Eritreer übergeben und in Betrieb genommen werden konnte.
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Das Perinatalzentrum Keren bietet den schwangeren Frauen die Möglichkeit einer sicheren Geburt und leistet im Bedarfsfall sofort die nötige intensivmedizinische Versorgung der kranken Neugeborenen oder Frühgeborenen. Diese Mutter-Kind-Klinik mit der unmittelbaren Nähe von Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin ist einzigartig in Eritrea, einem Land, in dem die meisten Geburten immer noch zu Hause stattfinden. Pro Jahr können hier mehr als 3.000 schwangere Frauen entbinden, die Möglichkeit eines Notkaiserschnitts ist durch eine eigenen Kaiserschnitt-OP rund um die Uhr gegeben. Auf der Neonatologiestation gibt es 30 Behandlungsplätze für Früh- und Neugeborene. Auch kranke Säuglinge, die von außerhalb kommen, werden hier behandelt. Im Infektionsfall gibt es einen Isolierraum, um eine Ansteckungsgefahr auszuschließen.
Das ARCHEMED-Team besteht aus Kinderärztinnen und ‑ärzten, Kinderkrankenschwestern, Geburtshelfern und Hebammen. Die jeweils zweiwöchigen Einsätze finden mindestens zweimal im Jahr statt, um den Gedanken einer fachübergreifenden Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen bestmöglich zu vermitteln. ARCHEMED schult und begleitet die einheimischen Teams der Geburtshilfe, Neonatologie und Anästhesie bei der Entwicklung ihrer Zusammenarbeit rund um die Geburt herum. Teamübergreifende Konferenzen, Fallbesprechungen und gemeinsame Notfallübungen sind wichtige Bestandteile dieses interdisziplinären Versorgungskonzeptes, das in Eritrea neu ist. Daneben arbeiten wir mit allen drei Fachabteilungen an der Verbesserung ihrer medizintechnischen Ausstattung und der richtigen Handhabung der Geräte. Regelmäßig begleitet ein Medizintechniker die Einsätze der medizinischen Teams, um die eritreischen Verantwortlichen in der Wartung und Pflege der modernen Geräte zu schulen.
Die engmaschige Begleitung und Schulung der eritreischen Kollegen in der neuen Klinik war auf zwei Jahre ausgelegt und findet im November 2024 vorerst ihren Abschluss. Spezielle Aus- und Fortbildungen im Bereich der Neugeborenenmedizin und Geburtshilfe sind Anschlussprojekte, die wir auf Wunsch der Eritreer und in gemeinsamer Absprache mit ihnen anbieten werden.
Projektleitung
Bereich Neonatologie:
Dr. Matthias Röbbelen, Kinderarzt, Schliengen
Bereich Geburtshilfe:
Dr. Heiner Hölting, Gynäkologe und Geburtshelfer, Warstein