Die pädiatrische Neurochirurgie beschäftigt sich mit allen Krankheitsbildern des zentralen und peripheren Nervensystems von Kindern. Diese Patienten benötigen eine besondere Betreuung und stellen für die betroffenen Familien eine große Herausforderung dar. Am häufigsten leiden Kinder in Entwicklungsländern an einem Hydrozephalus (Wasserkopf) oder an einer Spina bifida (offener Rücken). Letzteres ist zum Teil Folge eines ernährungsbedingten Folsäuremangels. Zudem trifft man auch alle anderen Arten von Fehlbildungen, Entzündungen und Tumoren, aber auch Verletzungen von Gehirn und Rückenmark an. Alle diese Erkrankungen müssen frühzeitig und angemessen behandelt werden, sonst folgen schwere Hirnschäden mit Entwicklungsstörungen, Erblindung, Siechtum und Tod.
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Das kinderneurochirurgische Team ist ein- bis zweimal jährlich in Asmara im Einsatz. Jede einzelne Mission ist eine humanitäre Herausforderung. Sobald die eritreische Bevölkerung erfährt, dass die ARCHMED-Spezialisten vor Ort sind, kommen zahlreiche Patienten und ihre Familien aus allen Landesteilen in die Hauptstadt. Grundsätzlich könnten zwar alle Diagnosen im IOCCA operativ versorgt werden; vor allem die leicht zugänglichen Hirn- und Rückenmarktumoren sowie Tumoren des Schädels und der Wirbelsäule können dank eines einfachen Mikroskops neurochirurgisch angegangen werden. Allerdings benötigt mindestens die Hälfte der Fälle eine onkologische Nachbehandlung und nicht immer besteht Aussicht auf Heilung. Daher wird die Indikationsstellung bei derartigen Diagnosen äußerst zurückhaltend sein und auf die örtlichen Behandlungsmöglichkeiten und den Wunsch der Familie abgestimmt werden müssen.
Die Anzahl der Eingriffe pro Einsatz ist derzeit aus Kapazitätsgründen auf etwa 30–35 begrenzt, auch aufgrund der anspruchsvollen Nachbetreuung. Die diagnostischen Möglichkeiten vor Ort sind dank eines modernen Ultraschallgerätes im IOCCA und neuerdings auch eines neuen Kernspintomographen in der Orotta-Klinik, auf den zeitnah zugegriffen werden kann, erfreulich gut.
Zum Team gehören außerdem erfahrene Kinderanästhesisten sowie neurochirurgische OP- und Anästhesiepfleger. Die gut ausgebildeten eritreischen Kollegen des IOCCA werden in alle Eingriffe und in die postoperative intensivmedizinische Betreuung einbezogen. So unterstützen die eritreischen Mitarbeiter mit großem Engagement die medizinisch anspruchsvollen Einsätze und profitieren bestmöglich und nachhaltig vom Können und der Erfahrung des ARCHEMED-Teams.
Projektleitung
Prof. Dr. Martina Messing-Jünger, Neurochirurgin, Sankt Augustin