Asmara, April 2025. Die Neonatologie im Orotta-Hospital ist kaum wiederzuerkennen: Nach monatelanger Sanierung und sorgfältiger Vorbereitung konnte die Station im März wieder in Betrieb genommen. Ein umfangreicher Termitenbefall in den Wänden machte rasches Handeln erforderlich. Zwei, die entscheidend daran beteiligt waren, erzählen von Baustellenstaub, intensiven Schulungstagen und stillen Momenten, die unter die Haut gingen: Dr. Renate Turan, leitende Oberärztin am Immanuel Klinikum Bernau und Bauleiter Norbert Kessler.
Dr. Turan, was hat Sie an diesem Einsatz besonders bewegt?
Die Verwandlung. Die Station war vorher schmuddelig und teils ohne funktionierende Technik. Jetzt ist sie modern, strukturiert – ein Ort, an dem Früh- und Neugeborene echte Überlebenschancen haben. Als am fünften Tag unseres Einsatzes die ersten Kinder in ihre neuen Wärmebetten zogen, war das ein Gänsehautmoment.
Was hat sich medizinisch konkret verbessert?
Wir haben die Pflegekräfte in den Umgang mit modernster Technik eingeführt: Sättigungsmonitore, Wärmestrahler, Perfusoren. Die Geräte laufen stabil – selbst bei Stromausfällen. Die neuen Wärmebetten halten die Temperatur konstant. Die Pflegenden registrieren Alarme schneller, handeln gezielter. Das rettet Leben.
Gab es besondere Herausforderungen?
Ja – insbesondere beim Thema Hygiene. Es gibt noch großen Schulungsbedarf, etwa bei der Händedesinfektion oder dem Umgang mit venösen Zugängen. Leider kam es in der Vergangenheit zu schweren Infektionen. Deshalb haben wir immer wieder Basismaßnahmen betont und kleine Desinfektionsspender verteilt – sie passen in jede Kitteltasche und machen einen Unterschied. Hygiene ist keine Nebensache – sie ist überlebenswichtig.
Gab es auch einen Moment, der Sie persönlich berührt hat?
Unbedingt. Eine Assistenzärztin aus der Gynäkologie kam nach ihrem Dienst freiwillig zur Visite, um dazuzulernen. Diese Bereitschaft zeigt, dass unsere Arbeit wirkt – nicht nur technisch, sondern auch menschlich. Das sind die Augenblicke, die unseren Einsätzen einen Sinn geben.
Herr Kessler, was war Ihre größte bauliche Herausforderung?
Der zeitliche Rahmen war mit 18 Wochen knapp kalkuliert, so dass alle an einem Strang ziehen mussten. Durch die kulturellen Unterschiede kam es an der einen oder anderen Stelle zu Konflikten. Aber am Ende haben wir gemeinsam Lösungen gefunden – oft pragmatischer, als wir es von zu Hause kennen. So kam es beispielsweise, dass der frische Putz direkt gestrichen werden musste.
Wie lief die Zusammenarbeit mit den eritreischen Kollegen?
Mit Respekt. Und genau das zählt. Am Ende standen wir alle für dasselbe Ziel ein.
Was war für Sie persönlich ein besonderer Moment?
Als wir die letzten Fenster abgedichtet hatten, hörten wir aus dem Nachbarraum das erste Schreien eines Neugeborenen. Da wussten wir: Wir bauen hier nicht einfach Wände – wir schaffen einen Ort, an dem Leben beginnt.
Dr. Peter Schwidtal, Erster Vorsitzender von Archemed, ergänzt:
Unsere Handwerker haben fantastische Arbeit geleistet: Was für ein Schmuckstück ist da entstanden! Auch Gesundheitsministerin Amna ist begeistert von den neuen Räumlichkeiten.
Ein gemeinsamer Ausblick?
Dr. Renate Turan: Wir wollen unser Wissen weitergeben – dauerhaft. Die Schulungen in die neue Technik waren ein Anfang. Jetzt geht es darum, dass unsere Kollegen vor Ort das Vertrauen entwickeln, selbstständig weiterzumachen. Wir haben noch viel vor: Hygieneschulungen, Ultraschallfortbildungen etc.
Norbert Kessler: Und wir dürfen nie vergessen: Unser Standard ist nicht selbstverständlich. Aber mit Respekt und Teamgeist bringen wir ihn ein Stück näher.
Archemed plant, auch in Zukunft das Orotta-Hospital mit Know-how, medizinischen Geräten und Material zu unterstützen, um die Behandlungsqualität weiter zu verbessern und Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Zur Fortführung des Projektes bittet Archemed um Spenden: www.archemed.org/spenden, Spendenkonto IBAN: DE63 4145 0075 0000 0882 03 (Sparkasse Hellweg-Lippe).